Nachhaltigkeit wird zum Wirtschaftsfaktor
Rund um den Globus nehmen Aktivitäten zum Schutz des Klimas zu; Krisen, Hunger, Gewalt und Kriege – auch wieder in Europa –, massive gesellschaftliche Glaubwürdigkeitsverluste von Institutionen und die nicht endende Corona-Pandemie: Das Umfeld für Unternehmen und Institutionen verändert sich rasant und dramatisch. Die Akzeptanz ganzer Branchen in der Gesellschaft wie Banken, Automobilindustrie, aber auch der Chemie- und Kunststoffindustrie, werden in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Stakeholder hinterfragen wirtschaftliches und institutionelles Handeln und sie fordern nachvollziehbaren gesellschaftlichen Nutzen ein, Nachhaltigkeit somit wird zum Business Case. Wirtschaftliches Handeln soll zudem nicht nur weniger schädlich sein, nicht nur weniger zerstören und verschmutzen, sondern nützliche und unschädliche Produkte für Bio- und Technosphäre schaffen.
Die Katastrophe wird wahrscheinlicher
Zudem machen Berechnungen und Vorhersagen von prominenten Forschungsinstituten die Annahme sehr wahrscheinlich, dass Mensch und Natur auf eine ökologische Katastrophe zusteuern, und eine ökologische Katastrophe beeinflusst Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen. Die Zukunft des Planeten ist gleichbedeutend mit der Zukunft der Menschheit: Seine Erhaltung ist somit die größte Herausforderung für die globale Gesellschaft. Mehrere Hitzesommer haben den Klimawandel von einem theoretischen Diskurs zu einer realen Bedrohung gemacht, deren Folgen selbst in Deutschland jetzt schon spürbar sind. Diese Herausforderungen müssen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik annehmen, sonst werden sie wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten massiv behindern.
Der Zug fährt in Richtung Nachhaltigkeit
Die gute Nachricht ist, dass sich in Wirtschaft und Gesellschaft längst ein Zug in Richtung Nachhaltigkeit in Bewegung gesetzt hat, der nicht nur von idealistisch programmatischen Vorstellungen geprägt ist, sondern zunehmend klaren Vorgaben des Finanzsektors folgt. ‚Grün‘ ist kein Lifestyle mehr, grün ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit geworden, die über Kreditvergaben und Ratings entscheidet. Peter Gassmann von dem Beratungsunternehmen PwC kommentiert den Trend zur Berichterstattung nach Kriterien wie Environmental, Social und Governance (ESG): „Die verschiedenen ESG-Dimensionen haben sich zu einem wichtigen Bewertungskriterium für Unternehmen entwickelt. Von der eigenen ESG-Transformation hängt nicht nur der Zugang zu Finanzierung, sondern auch die Wahrnehmung des Unternehmens auf dem Talentmarkt sowie in der breiteren Öffentlichkeit ab. Um bei Nachhaltigkeitsfragen glaubwürdig zu bleiben, sollten Firmen ihre Nachhaltigkeitsprojekte strategisch und operativ im Topmanagement bündeln.“
International bekannt wurde der Begriff vor allem durch seine Erwähnung im Bericht der Brundtland-Kommission. Die Vereinten Nationen hatten diese Weltkommission für Umwelt und Entwicklung 1983 unter der Leitung der ehemaligen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland eingesetzt. Der Auftrag lautete, langfristige Perspektiven für eine Entwicklungspolitik aufzuzeigen, die zugleich umweltschonend ist. Die ökonomische, die ökologische und die soziale Dimension bestimmen seitdem die Diskussionen der Nachhaltigkeit. Die ökonomische Dimension konzentriert sich im Sinne der Kapitalerhaltung auf die langfristigen Erträge, die sich aus der Nutzung der vorhandenen Ressourcen ergeben. Die ökologische Dimension bedeutet die ökonomische Notwendigkeit, das vorhandene Naturkapital so weit wie möglich zu erhalten, sondern auch die generelle Notwendigkeit, die ökologischen Bedingungen für das menschliche Überleben zu sichern.
Drei Strategien bieten sich an:
SUFFIZIENZ:
geringerer Ressourcenverbrauch durch eine Verringerung der Nachfrage nach Gütern
EFFIZIENZ:
ergiebigere Nutzung von Material und Energie (Produktivität von Ressourcen)
KONSISTENZ:
Nutzung naturverträglicher Technologien (Stoffkreisläufe, Wiederverwertung, Müllvermeidung)
Doch ist man nachhaltig, wenn man zum Beispiel einfach Elektroautos baut?
Eher nicht. Nachhaltigkeit umfasst ökologische, ökonomische und soziale Kriterien. Es geht also nicht nur um die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks, Lieferanten- und Rohstoffmanagement, Recycling oder Kreislaufwirtschaft, es geht auch um Menschenrechte. Und es geht darum, dass Zwangs- und Kinderarbeit, Korruption und Diskriminierung abgeschafft werden. Die Frage einer umfassenden nachhaltigen Entwicklung hat in den letzten Jahren immer stärker an Bedeutung gewonnen. So verabschiedete die UN-Vollversammlung im Jahr 2015 im Rahmen des UN-Nachhaltigkeitsgipfels die „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“.
Agenda 2030
17 Nachhaltigkeitsziele der UN als Teil einer Unternehmensstrategie
Im Jahr 2015 haben die Vereinten Nationen die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) verabschiedet, das heißt 17 Ziele, die bis 2030 erreicht werden sollen, um die gemeinsamen Herausforderungen der Welt wie Armut, Hunger, Diskriminierung, Ungleichheit, Klimawandel, Umweltzerstörung, Wohlstand sowie Frieden und Gerechtigkeit anzugehen. Mit der Verwirklichung von SDGs, eröffnen sich Unternehmen Möglichkeiten, deren Wachstumspotenzial auf etwa 12 Billionen US-Dollar geschätzt wird, zusätzlich zur Schaffung oder Erhaltung von Millionen von Arbeitsplätzen. Wie bei jeder neuen Wachstumschance hängt viel davon ab, die SDGs zu einem zentralen Bestandteil der Unternehmensstrategie zu machen, wie es viele Akteure bereits getan haben. In einer so genannten SDG Roadmap werden Umfang, Ziele und Maßnahmen festgelegt.
ESG-Kriterien für die Berichterstattung
ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) sind eine Weiterentwicklung der Corporate Social Responsibility und der Nachhaltigkeitsziele, sie sind zum Teil mit Inhalten der Agenda 2030 identisch, im Finanzsektor haben sie ihre Wurzeln. In den letzten Jahren sind ESG-Kriterien und entsprechende Berichte ein fester Bestandteil der jährlichen Veröffentlichungen von großen börsennotierten Unternehmen geworden. Laut kürzlich durchgeführter Studien betrachten 65 Prozent der Anleger ESG-Ziele als entscheidenden Faktor, bevor sie in ein Unternehmen investieren. Neben den Investoren sind die Verbraucher, insbesondere die sogenannten Millennials und die Generation Z, eine wichtige Triebkraft für die ESG-Berichterstattung: 92 Prozent der Verbraucher der Generation Z würden zu einer Marke wechseln, die ESG-Themen unterstützt, im Gegensatz zu einer Marke, die dies nicht tut, und würden für ein nachhaltiges Produkt mehr Geld ausgeben.
Strengere EU-Anforderungen
Rat und Parlament der EU haben im Juni 2022 mit der Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen die Richtlinie on 2014 geändert. Es werden nun detailliertere Berichtspflichten eingeführt und sichergestellt, dass große Unternehmen verpflichtet sind, Informationen zu Nachhaltigkeitsfragen wie Umweltrechten, sozialen Rechten, Menschenrechten und Governance-Faktoren zu veröffentlichen. Die EU-Vorschriften über nichtfinanzielle Informationen gelten für alle großen Unternehmen und alle an geregelten Märkten notierten Firmen, die auch für die Bewertung der Informationen auf der Ebene ihrer Tochtergesellschaften verantwortlich sind. Die Vorschriften gelten auch für börsennotierte KMU, wobei deren Besonderheiten berücksichtigt werden. KMU werden während eines Übergangszeitraums eine Ausnahmeregelung („Opt-out“) in Anspruch nehmen können, d. h., sie werden bis 2028 von der Anwendung der Richtlinie ausgenommen sein. In Bezug auf nichteuropäische Unternehmen gilt die Pflicht zur Vorlage eines Nachhaltigkeitsberichts für alle Unternehmen, die in der EU einen Nettoumsatz von mehr als 150 Mio. € erzielen und mindestens eine Tochtergesellschaft oder Zweigniederlassung in der EU haben. Diese Unternehmen müssen einen Bericht über ihre sogenannten ESG-Auswirkungen vorlegen, d. h. über ökologische, soziale und Governance-Aspekte im Sinne der Richtlinie. Der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire meinte hierzu: „Diese Einigung ist eine hervorragende Nachricht für alle europäischen Konsumierenden. Sie werden nun besser über die Auswirkungen von Unternehmen auf Menschenrechte und Umwelt informiert werden. Das bedeutet mehr Transparenz für Menschen, Konsumierende und Anlegende. Es bedeutet auch, dass die von Unternehmen bereitgestellten Informationen besser lesbar und einfacher werden. Unternehmen müssen ihrer Rolle in der Gesellschaft in vollem Umfang gerecht werden. Greenwashing ist Geschichte. Mit diesem Text setzt sich Europa im internationalen Wettlauf um Standards an die Spitze, indem es im Einklang mit unseren ökologischen und sozialen Ambitionen hohe Standards festlegt.“
Leistungsfähige
Kommunikations-
systeme bringen
den Vorteil
Unternehmen und Institutionen haben zunehmend Schwierigkeiten, auf den herausfordernden stetigen Wandel angemessen zu reagieren. Bei Wettbewerb um die besten Plätze sind diejenigen erfolgreich, die beim Kampf um Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei ihren Anspruchsgruppen überzeugend agieren. Das heißt, sie sind in der Lage, ihr ökonomisches, ökologisches und soziales Handeln überzeugend zu kommunizieren und in der der (Medien)-Öffentlichkeit eine entsprechend positive Reputation aufzubauen. Am besten gelingt dies mit einem leistungsfähigen Kommunikationssystem, im Hinblick auf Tempo, Reaktionsfähigkeit, Beweglichkeit und Lernvermögen. Die Bedingungen im Kommunikationswettbewerb haben sich verschärft, die Ressourcen Zeit und Geld werden knapper, während die Komplexität zunimmt. Leistungsfähige Kommunikationssysteme und wirksame Kommunikation entscheiden letztlich über Gewinn und Verlust auf den Märkten.
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